Wahrscheinlich kennt jeder von uns dieses Gefühl, wenn gerade irgendwie alles schief läuft, wenn gerade nichts klappt, man aber keine Ahnung hat, wann es wieder besser sein wird.
Vor einiger Zeit ging es mir so und ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass ich an alledem, was in meinem Leben zu diesem Zeitpunkt schief lief, selbst schuld sei.
Während ich dieses Gedicht geschrieben habe, fiel mir dann auf, wieviel in dieser Welt eigentlich überhaupt schief läuft – viel zu viel. Und das hat mich zwar extrem wütend gemacht, aber auch zum Nachdenken gebracht.
Ich würde wirklich gerne wissen, wieso das, was passiert, letztendlich passiert und ob irgendjemand unsere Welt und uns Menschen lenkt. Eigentlich glaube ich nicht an einen Gott, aber manchmal gibt es Momente, in denen ich mir dann doch nicht zu 100% sicher bin und in einem solchen Moment ist schließlich eben dieses Gedicht entstanden:
Hey, du da oben,
falls es dich gibt
das hier ist für dich:
Ich hab keine Ahnung,
wer du bist / wer ihr seid,
weiß nicht,
ob dort oben irgendjemand ist,
ob du männlich oder sonstwas bist.
Keinen Plan,
ob es dich überhaupt gibt,
aber falls doch,
hörst du mir eine Sekunde zu?
Ich sag jetzt einfach „du“
und damit meine ich,
wer auch immer dort oben ist,
denn – wie schon gesagt –
ich weiß es nicht.
Hast du nie das Bedürfnis
zu schreien,
zu weinen,
die Wut rauszulassen,
kann du es nicht manchmal selbst kaum fassen
wie grausam wir Menschen sind?
Wie wir alles in
„richtig“ und „falsch“ unterteilen,
egal ob es um
Meinungen, Sexualitäten oder Glauben geht?
Wie wir eine „eigene Meinung“
als „falsch“ bezeichnen,
obwohl „eigene Meinung“
schon dagegen spricht?
Wie wir Liebe „falsch“ nennen,
weil das Paar neben uns
nicht „Mann + Frau“ ist
und sich trotzdem küsst?
Wie wir Kriege
im Namen des Friedens führen,
Menschen sterben sehen
und nicht einen Finger rühren,
wie wir immer nur wegblicken
und uns selbst belügen?
Willst du uns nicht manchmal schütteln,
wach rütteln,
rufen:
„Hey, du hast Scheiße gebaut
und wenn man wegschaut,
lösen sich Probleme ganz sicher nicht.
Also tu` gefälligst etwas dagegen!“?
Wenn ich du wäre,
würde ich das mal machen,
denn wir sollten etwas unternehmen
gegen diese Sachen.
Gegen das,
was wir sagen,
ohne vorher nachzudenken
und womit wir
letztendlich
andere Menschen lenken.
Gegen all
diese Vorurteile,
die uns ständig verwirren,
weil tausende
von ihnen
in unseren Köpfen
irren.
Gegen das,
was unsere Gesellschaft
„Angst haben“ nennt,
und wovor
jeder von uns
wegrennt.